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Virtueller Informations- und Gedenkort für die Opfer der NS-„Euthanasie“

2011-11-11 20:38

gedenkort-T4.eu, die Informations- und Gedenkseite im Internet für die Opfer der NS-„Euthanasie“ wurde am 9.11.2011 um 12.07 Uhr von Robert Parzer (Redakteur der AG gedenkort-T4.eu) feierlich freigeschaltet. Vor über 130 Gästen aus Politik, Wissenschaft und den Verbänden der Behindertenhilfe und der Hilfe für Menschen mit psychischen Erkrankungen wurde damit durch die von Stefan Schenck moderierte Veranstaltung ein starkes Signal in Richtung des Deutschen Bundestages gesendet, wo am Tag danach über die Schaffung eines realen Gedenk- und Informationsortes in der Tiergartenstraße 4 beschlossen wurde.

In der Diskussionsrunde mit Alfred Eichhorn zeigte sich das Land Berlin vorbereitet, den Wettbewerb für ein T4-Mahnmal noch 2012 zu beginnen. Bei der Erarbeitung des Ausschreibungstextes sollen Vertreter des Runden Tisches T4 involviert werden. „Ende 2013“, antwortete Rainer Klemke, Berliner Gedenkstätten-Referent, auf die Frage nach dem Fertigstellungstermin für das Mahnmal. Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe, und die Vorsitzende des PARITÄTISCHEN Berlin, Frau Prof. John, lobten zugleich die große Reichweite und die gelungene Ziel­gruppenorientierung von gedenkort-T4.eu und sahen Verknüpfungsmöglichkeiten des späteren realen Gedenk- mit dem virtuellen Informationsort gedenkort-T4.eu.

Anna Lorenz – ermordet am 5.7.1940 in Pirna-SonnensteinNeben historischen Fakten der NS-Mordaktion an Patienten mit geistiger Behinderung oder psychischen Erkrankungen enthält gedenkort-T4.eu auch als „Brücke in die Gegenwart“ u.a. Texte über den Stellenwert von Behinderung in der Gesellschaft von heute. Auf gedenkort-T4.eu sind u.a. 75 Biographien von bisher weitgehend unbekannten „Euthanasie“-Opfern zu lesen. Daniela Martin, die Ur-Enkelin von „Anna Lorenz – ermordet am 5.7.1940 in Pirna-Sonnenstein“ (Bild links, © PARITÄT Berlin), trug einen kleinen Ausschnitt, der von ihr recherchierten Lebensgeschichte vor und setzte damit einen emotionalen Höhepunkt der Veranstaltung.

Viele Texte sind neben Deutsch, auch in Englisch und Polnisch, aber vorallem auch in deutscher Leichter Sprache verfügbar. gedenkort-T4.eu dürfte damit die vielleicht erste Webseite überhaupt sein, die versucht, der Opfergruppe der Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung die Problematik der NS-„Euthanasie“-Morde zu erklären.

Die Feierstunde wurde von www.slangradio.de LIVE übertragen und ist auf www.gedenkort-T4.eu als podcast verfügbar.

gedenkort-T4.eu war ein EU-Projekt des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin und wurde von der Stiftung Parität und der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ kofinanziert, sowie von der Stiftung Topographie und der Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales unterstützt. Für den Weiterbetrieb und -entwicklung von gedenkort-T4.eu in nächsten Jahren wurden und werden durch die Spendenberatung SCHENcK Zuwendungsgeber gesucht und gefunden. Auch die Antragsstellung, Projektsteuerung und -abrechnung, sowie die Öffentlichkeitsarbeit wurden von der Spendenberatung SCHENcK übernommen.

Daniela Martin Robert Parzer

Das Programm des 09.11.2011

› Begrüßung
Stefan Schenck Projektsteuerung gedenkort-T4.eu

› Vortrag
„Wo stehen wir auf dem Weg zum Gedenk- und Informationsort T4?“

Ulrich Baumann Stellv. Direktor Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas

› moderiertes Gespräch
Hubert Hüppe Beauftragter für die Belange behinderter Menschen der Bundesregierung
Prof. Barbara John Vorsitzende des PARITÄTISCHEN Berlin
Rainer Klemke Gedenkstätten-Referent in der Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten
Ulrich Baumann Stellv. Direktor Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Günter Saathoff Vorstand der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“
Moderation: Alfred Eichhorn

› Freischaltung und Präsentation der Internetseite gedenkort-T4.eu

› Biographie
„… die Blumen haben fein geschmeckt“, D. Martin Ur-Enkelin von Anna L. (1893-1940)

› Schlusswort
Stefan Schenck Projektsteuerung gedenkort-T4.eu

anschließend
› Stehempfang im Untergeschoss

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